Ilbo Taeryon (Einschrittkampf)

Ilbo-Taeryon
Ilbo-Taeryon ist der Ein-Schritt-Kampf des Taekwon-Do und ist die Vorbereitung auf den freien Kampf. Hier sollen das Gefühl für den Partner (Gegner), der richtige Abstand, die erforderliche Schnelligkeit, der nötige Krafteinsatz und die präzise Ausführung der Techniken erlernt werden. Besonders die Abwehr- und Kontertechniken sollen aus der Grundstellung heraus solange geübt werden, bis sie reflexartig ohne nachdenken ausgeführt werden können. Diese Form des Sparrings wird durch den Zwei-Schritt-Kampf (Ibo-Taeryon) und den Drei-Schritt-Kampf (Sambo-Taeryon) ergänzt.

Der Ein-Schritt-Kampf unterliegt einem strengen Zeremoniell. Dadurch werden Verletzungen vermieden und es gibt dem Verteidiger Zeit, sich eine Abwehr- und Kontertechnik zu überlegen. Dies ist besonders für Anfänger wichtig.

Das Zeremoniell
Zwei Partner stellen sich ungefähr auf Armlänge Abstand mit dem Gesicht zueinander in Moa-sogi auf. Mit dem Kommando Charyot verbeugen sich die Partner zueinander und gehen in Chunbi-Stellung.


Der Angreifer
Der niedriger Graduierte greift zuerst an und geht mit dem rechten Bein zurück in chongul-sogi und führt gleichzeitig mit dem linken Arm einen Block unten (haddan-makki) mit Kampfschrei (kihap) aus. Mit dem Kampfschrei deutet der Angreifer an – ich bin zum Angriff bereit. Jetzt wartet er auf das Signal zum Angriff durch den Verteidiger.

Wenn der Verteidiger mit einem Kampfschrei das Signal gibt, greift der Angreifer mit einem Fauststoß des rechten Armes zum Gesicht (Nase, Filtrum) des Verteidigers sofort an. Gleichzeitig macht er einen Schritt mit dem rechten Bein nach vorne in die Vorwärtsstellung (chongul-sogi). In dieser Stellung bleibt der Angreifer solange stehen bis der Verteidiger mit einem abschließenden Kampfschrei andeutet, dass seine Abwehr- und Kontertechniken beendet sind.

Der Verteidiger
Auf das Kommando Chunbi geht der linke Fuß des Verteidigers zur Seite in narani-chunbi-sogi, so daß die Füße etwa schulter-breit auseinander stehen. Nach dem Kampfschrei des Angreifers gibt der Verteidiger ebenfalls mittels Kampfschrei das Signal zum Angriff, wenn er zur Abwehr bereit ist. Der Angreifer greift sofort, wie oben beschrieben, an. Gleichzeitg führt der Verteidiger seine Abwehr- und Kontertechniken durch. Wenn der Verteidiger fertig ist, signalisiert er dem Angreifer das Ende der Aktion wieder mit einem Kampfschrei. Dann geht er auf Abstand zum Angreifer in die normale Kampfstellung zurück.

Anschließend stellen sich die Partner wieder in narani-chunbi-sogi gegenüber auf und der Vorgang wiederholt sich mit vertauschten Rollen. Der Angreifer wird zum Verteidiger und umgekehrt. Die Übung wird solange wiederholt bis der Trainer die Übung beendet.

Übungshinweise

  • den richtigen Abstand zum Partner wählen (ca. eine Armlänge)
  • den Angriff realistisch druchführen (der Fauststoß muß tatsächlich treffen, wenn der Verteidiger nicht ausweicht – natürlich wird der Fauststoß vorher abgestoppt, falls der Verteidiger zu langsam reagiert, aber er muß das Gefühl eines Treffers bekommen)
  • Block- oder Kontertechnik z.B. nicht vor dem Angriff starten – richtiges Timing
  • Kontertechniken so ausführen, dass die kritischen Körperstellen (Kupso) getroffen werden
  • den eigenen Körper immer im Gleichgewicht halten (z.B. nicht vorne über beugen, wenn die falsche Distanz gewählt wurde, sondern den Abstand z.B. durch Schrittverlängerung ausgleichen)
  • Hebeltechniken vorsichtig ansetzen und sofort lösen, wenn der Angreifer abklopft
  • Die Angriffs- und Kontertechniken ohne Körperkontakt ausführen
  • Fortgeschrittene können abwechselnd mit Links oder Rechts angreifen
  • Alle Techniken überzeugend und dynamisch ausführen
  • Keine eigenen Abwehr- und Kontertechniken erfinden (erst ab 1. Dan sinnvoll), sondern nur die vom Trainer gezeigten Techniken verwenden

Verschiedene Verteidigungs- und Kontertechniken

Nr
Beschreibung

ab

1
  • Ausweichen nach rechts
  • Links Frontkick (ap-chagi) zum Solarplexus
9. Kup
2
  • Ausweichen nach links in Vorwärtsstellung (chongul-sogi)
  • Rechts Seitkick (yop-chagi) in die Achselhöhle des Schlagarmes
9. Kup
3
  • Rechts diagonal nach vorne ausweichen in Reiterstellung (kima-sogi)
  • Gleichzeitig: links Abwehr mit der Faust von innen nach außen (pakkat- palmok-yop- makki) und rechts Fauststoss (kwon-chirugi) zur Schläfe
  • Drehung nach rechts in Vorwärtsstellung (chongul-sogi) und gleichzeitig links umgekehrter kurzer Fauststoss zum Solarplexus.
8. Kup
4
  • Ausweichbewegung links vorwärts in chongul-sogi, rechte Hand Sudo-yop-makki (Handkantenblock) zum Angriffsarm
  • Drehung nach rechts in kima-sogi gleichzeitig links Handballenstoß (chang-kwon-chirugi) auf das Ellenbogengelenk des Angriffsarmes
  • rechts Fauststoß (kwon-chirugi), dann links Fauststoß auf die kurzen Rippen in schneller Folge
  • Drehung zurück in chongul-sogi und gleichzeitig rechts Innenhandkantenschlag (yok-sudo-taerigi) zum Solarplexus
8. Kup
5
  • Mit linkem Bein gesprunger Frontkick (tymien-ap-chagi) zum Kinn. Dabei mit beiden Beinen gleichzeitig abspringen und im Sprung leicht nach rechts hinten, aus Schlagarmreichweite ausweichen.
8. Kup
6
  • Rechts diagonal nach vorne ausweichen in Reiterstellung (kima-sogi)
  • Gleichzeitig: links Abwehr mit der Handkante von innen nach außen (sudo-yop-makki) und rechts Handkantenschlag von außen nach innen (sudo-anuro-taerigi) zur linken Halsseite
  • Drehung nach links in Vorwärtsstellung (chongul-sogi), linke Hand greift den Angriffsarm und zieht den Gegner nach vorne gleichzeitig rechts Handkantenschlag von innen nach außen (sudo-yop-taerigi) zur rechten Halsseite.
7. Kup
7
  • Linkes Bein wehrt Faustangriff mit gesprungem Frontkick zum Arm ab (tymien ap makki)
  • Landen in Hugul-Stellung, rechtes Bein hinten
  • Rechtes Bein gesprunger Dreh-Rundkick zur Schläfe (tymien-tora-tolyo-chagi)
2. Kup
8
  • Linkes Bein zurück in Rückwärtsstellung (hugul sogi)
  • Rechter Arm führt Abwehr von Außen nach Innen auf die Außenseite des Angriffsarmes aus (doo-palmok-makki)
  • Links Handkantenschlag (Sudo-taerigi) zum Ellbogen (palkup), Handgelenk des Angreifers gegenhalten
  • Anschließend rechts Fauststoß (kwon-chirugi) zu den kurzen Rippen
6. Kup
9
  • Rechtes Bein zurück in Rückwärtsstellung (hugul-sogi)
  • Linkes Bein wehrt angreifende Faust mit naeryo-yop-makki ab
  • Rechtes Bein Rundkick (tollyo-chagi) zur Schläfe
7. Kup
10
  • Rechtes Bein zurück in Rückwärtsstellung (hugul sogi) gleichzeitig Handkantenschutzblock (sudo-daebbi-makki)
  • Linkes Bein umsetzen in Vorwärtsstellung (chongul-sogi), gleichzeitig Fingerspitzenstoß (kwansu-tulki) in die Augen mit der rechten Hand
  • Rechtes Bein Rundkick (tollyo-chagi) zur Schläfe
7. Kup
11
  • Rechtes Bein zurück in Rückwärtsstellung (hugul sogi) gleichzeitig mit der linken Außenhandkante von oben nach unten, außen blocken (kolchyo-anuro-makki)
  • Rechts Fingerspitzenstoß (kwansu-tulki) zum Solarplexus, danach rechts Frontkick (ap-Chagi) in den Unterleib (Genitalbereich), rechten Fuß über das rechte Bein des Angreifers in Reiterstellung (kima-sogi) absetzen, gleichzeitig rechts Ellbogenstoß (palkup-taerigi) zum Kinn
  • Linker Arm macht einen Ellenbogenstoß nach hinten zum Solarplexus (palkup-dyt-tulki)
7. Kup
12
  • Linkes Bein zurück in Rückwärtsstellung (hugul sogi) gleichzeitig mit rechtem Bein Fauststoß von Außen nach Innen abwehren (naeryo-makki)
  • Gesprungenen, um 360° gedrehten Fußkick von oben nach unten (tymien-tora-naeryo-chagi) mit dem rechten Bein ausführen
4. Kup
13
  • Links diagonal nach vorne in Vorwärtsstellung (chongil-sogi) ausweichen, gleichzeitig rechts Handkantenblock
  • Mit rechtem Bein Seitkick (yop-chagi) zum Knie, dann ohne abzusetzen mit dem gleichen Bein Fersenkick von hinten (pandae-chagi) zum Genick
5. Kup
14
  • Links diagonal nach vorne in Vorwärtsstellung (chongul-sogi) ausweichen, gleichzeitig rechts Handkantenblock
  • Drehung in Reiterstellung (kima-sogi) zum Angreifer
  • Mit linkem Arm Schulterhebel in der Achselhöhle ansetzen und den Oberkörper nach vorne unten hebeln, anschließend links Ellbogenstoß von oben nach unten (palkup-naeryo-taerigi) zur Wirbelsäule
8. Kup
15
  • Ausweichen nach links vorne in Schrittstellung, gleichzeitig Abwehr mit linker Hand (chang-kwon-makki) und Handballenstoß (chang-kwon-chirugi) mit rechter Hand zum Solarplexus
  • Rechts Rundkick (tollyo-chagi) zum Solarplexus unter dem Angriffsarm und am Angreifer vorbei vorn absetzen
  • Mit dem linken Bein einen Schritt weit nach vorne machen und einen gesprungen Rückwärtstritt (tymien-dyt-chagi) zum Genick machen
7. Kup
16
  • Links nach vorn in Vorwärtsstellung (chongul-sogi) gehen und gleichzeitig mit dem linken Arm einen Aufwärtsblock (chukyo-makki) ausführen
  • Gleichzeitig rechts und links einen Handkantenschlag (sudo-anuro-taerigi) zu den kurzen Rippen ausführen
8. Kup
17
  • Ausweichen nach links unten in den Vierfüßlerstand (linkes Knie, rechter Fuß, beide Hände)
  • Rechtes Bein macht aus dem Kniestand einen Rundkick (tollyo-chagi) zum Solarplexus, anschließend macht die rechte Hand einen Fauststoß (kwon-chirugi) in den Unterleib während die linke Hand den Fuß des Angreifers fixiert
7. Kup
18
  • Rechts gesprungener Frontkick zur Abwehr des angreifenden Armes (tymien-ap-makki)
  • Anschließend einen gesprungen Dreh-Seit-Kick (tymien-tora-yop-chagi) zum Solarplexus
5. Kup
19
  • Rechts zurück in Rückwärtsstellung (hugul-sogi) gleichzeitig mit dem linken Arm Abwehr von Außen nach Innen (pakkat-palmok-anuro-makki)
  • Rechtes Bein macht Fersendrehschlag (pandae-tollyo-chagi) zum Kopf
    Alternativ kann auch ein gesprungener Fersendrehschlag (tymien-pandae-tolly-chagi) angewendet werden.
4. Kup
20
  • Rechts weit zurück in Rückwärtsstellung (hugul-sogi)
  • Rechts Bein macht in einem Sprung Abwehr des angreifenden Armes mit Kick von oben nach unten (naeryo-anuro-makki) und direkt danach Seitkick (yop-chagi) zum Kopf
2. Kup
Ibo-Taeryon (Zweischrittkampf)

Beim Zweischrittkampf erfolgt eine Angriffsbewegung in zwei Schritten, üblicherweise ein Fauststoß mit Schritt nach vorne, gefolgt von einem Frontkick oder Seitkick des hinteren (linken) Beines. Dadurch können auch Abfangbewegungen der Unterstufe geübt werden. Als Variation besteht die Möglichkeit des Angriffs mit zwei Fauststößen, so daß die Techniken des Ilbo-taeryon beidseitig geübt werden können.

Sambo-Taeryon (Dreischrittkampf)

Sambo-taeryon ist eine Übung mit drei Faustangriffen nach vorne. In der Verteidigung kommen Blocktechniken bei den ersten beiden Angriffen zur Anwendung. Der letzte Faustangriff soll durch eine Konter-Technik ohne Zurückweichen abgewehrt werden. Damit stellt das Sambo-Taeryon sowohl eine Grundübung für Blockbewegungen dar, als auch eine Vorübung für den Freikampf.